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Sprachförderung

Konzept zur Sprachförderung

Der Raumspielgruppen Pinocchio und Sonnestübli
Für alle Kinder ab 3 Jahren der Gemeinde Ruswil

August 2019

1. Spielgruppen mit Schwerpunkt Sprachförderung

Dieses Angebot knüpft an die bereits bestehenden Spielgruppen an und ergänzt diese durch gezielte Förderung des Spracherwerbs. Mit vertretbarem Aufwand lässt sich niederschwellig altersgerechte Sprachförderung in eine Spielgruppe integrieren. Gefördert werden sowohl die kommunikative Kompetenz, als auch das Sprachverständnis und die Erweiterung des Wortschatzes. Die Wahl der Förderangebote richtet sich nach den entwicklungsbedingten Bedürfnissen und Möglichkeiten der Kinder.
Eine gezielte Sprachförderung trägt dazu bei, allen Kindern, von wenig- und mittel- bis sprachlich stark begabten Kindern, sowie Kindern aus bildungsfernen und sozial benachteiligten Familien, den Zugang zur Sprach- und Bildungskultur zu erleichtern. Die Voraussetzungen für künftiges Lernen werden verbessert, sodass die Kinder mit ausreichenden Sprachkompetenzen in den Kindergarten eintreten können, sich sozial schneller integrieren und viel vom vermittelten Wissen profitieren.
Dieses Förderangebot ersetzt kein Therapieangebot.
Neben den einzelnen Sprachfördersequenzen wird wie in allen Spielgruppen gespielt, mit verschiedenen Materialien gewerkt, gesungen, gemalt, geknetet, musiziert und es werden Geschichten erzählt.

2. So verstehen wir Sprachförderung

Wenn das Kind in der Entwicklung seiner Sprache(n) schon vor der Einschulung gezielt unterstützt wird, spricht man von früher Sprachförderung. Diese ist wichtig, weil sie den Boden für die spätere Bildung bereitet und Integrationsprozesse erleichtert.
Kleine Kinder sind neugierig, äusserst lernfähig und möchten dazu gehören. Deshalb gilt es den Frühbereich nicht ungenutzt lassen. Frühe Sprachförderung will in sämtlichen Sprachbereichen unterstützend wirken; beim Sprachverständnis, Wortschatz bei der Grammatik z. B. Satzbau, bei den kommunikativen Fähigkeiten und beim Erkennen von lautlichen Strukturen z. B. Reimwörter. Zudem soll sie das Interesse an Büchern und Geschichten wecken.
Frühe Sprachförderung orientiert sich an den emotionalen Bedürfnissen der Kinder, Ausgangspunkt sind ihre konkrete Lebenswirklichkeit und der Alltag. Wir setzen auf Beziehung und Vertrauen.
Sprachen lernen erfolgt sinnlich, handelnd und lebensnah.

 

3. So gestalten wir Sprachförderung in Spielgruppen

Als Grundsatz gilt: Sprachliche Kommunikationsfreude wecken!
Sprachförderung in den verschiedenen Elementen eines Spielgruppenhalbtags:
Eintreffen, Begrüssung im Kreis:
Wiederkehrende, ritualisierte Spiel- und Sprachaktivitäten ermöglichen dem Kind sprachliche Mitwirkung und aktive Teilnahme. In Standardsituationen (begrüssen, verabschieden) entwickeln sich aus sprachlichen Handlungen häufig Rituale, die durch Wiederholungen das Einprägen erleichtern, ohne dass Kind zu überfordern.

Freispiel:
Die Spielgruppenleiterin unterstützt die selbstbestimmte Tätigkeit durch Input, Rückmeldungen oder Hilfestellungen. In dem sie mit den Kindern das Gespräch sucht, stellt sie sicher, dass die Kinder sprachlich aktiv sind. Sprachliche Erweiterungen können bewusst eingeflochten werden. Die Leiterin verwendet auch korrektives Feedback, bei dem die Äusserung des Kindes korrekt wiederholt wird, ohne dass explizit auf den Fehler hingewiesen wird. Alltagsintegrierte Sprachförderung ist eingebettet in jegliches Tun. Sie benennt in möglichst vielen Situationen, was die Kinder tun.

Geführte Aktivitäten im Kreis:
In dieser Sequenz werden Spiele und Übungen gemacht, um die Kinder aktiv in ihrer Sprachentwicklung zu unterstützen. Sie hat ein klares Ziel und ist vorbereitet. Einzelne Elemente können in der expliziten Sprachförderung wiederholt und variiert werden, indem zusätzliches Material genutzt oder die Anforderungen verändert werden. Singen, Bewegen und Sprachspiele sind Teile dieser Sequenz. Sprachspiele sind Übungsformen für alle Kinder. Die Kindliche Lust an Wiederholungen kommt zum Tragen. Die Wiederholung wird nicht erzwungen, sondern geschieht ganz natürlich. Da die Strukturen der Sprachspiele klar vorgegeben sind und keine eigene Lösung entwickelt werden muss, fällt es leichter, sich sprachlich korrekt auszudrücken. Auch mehrsprachige Kinder erhalten die Möglichkeit zu beteiligen und Erfolg zu haben.

Znüni:
Wortschatzarbeit muss für die Kinder bedeutsam sein. Sie sind an vielem interessiert, wenn es im aktuellen Kontext wichtig ist. Es empfiehlt sich deshalb, Wörter aus dem unmittelbaren Umfeld des Kindes zu vermitteln.
Wenn das Kind ein Handlungsmuster im Alltag lernt z.B. etwas Verschüttetes aufputzt, erwirbt es nicht nur reines Handlungswissen, sondern in der Regel gleich auch das dazugehörende Sprachwissen.

Explizite Sprachfördersequenzen:
Bei expliziter Sprachförderung steht die Sprache im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dies ermöglicht ein gezieltes Fördern von bestimmten Sprachbereichen (z. B. Sprachverständnis, Wortschatz, Satzbau) und ergänzt die alltagsintegrierte Sprachförderung. Hier kann auch Mehrsprachigkeit zum Thema gemacht werden um beim Kind ein gutes Sprachbewusstsein zu fördern. Diese Sequenz wird inhaltlich geplant und sprachlich vorüberlegt. Diese Vorarbeiten geben der Spielgruppenleiterin Sicherheit in der Fördersituation. Um das Kind zu motivieren, wählt die Leiterin Themen, die den Interessen des Kindes entsprechen. Sie gestaltet die Lernsequenzen lebendig und wählt dafür eine dem Kind angepasste klare und einfache Sprache.
Die individuellen Bedürfnisse und die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder entscheiden über die Häufigkeit, die Dauer und die Sozialform der expliziten Sprachfördersequenzen.
Die explizite Sprachförderung wird meistens mit einzelnen Kindern oder in Kleingruppen durchgeführt. Die Assistentin führt unterdessen die Gruppe.

Aufräumen und Verabschiedung:
Wenn diese Sequenz als Standardsituation gestaltet wird, vermittelt sie Sicherheit und die Verbindlichkeit von Abmachungen kann eingefordert werden. Auch hier kann das Tun durch die Spielgruppenleiterin kommentiert und gezielt genutzt werden z. B. «ein Schuh, noch ein Schuh, zwei Schuhe».


4. Eckwerte zur Spielgruppe mit Schwerpunkt Sprachförderung

Zielgrupppe
In Spielgruppen werden Kinder ab drei Jahren (Stichtag angelehnt an Einschulungstermin) bis zum Kindergarteneintritt betreut. Spielgruppen stehen Kindern aller Nationalität offen. Alle Kinder (unabhängig von der Erstsprache) profitieren von der Sprachförderung.

Gruppengrösse
Die Gruppengrösse im Raum beträgt max. 10 Kinder.

Häufigkeit und Dauer
Zweimal pro Woche im Raum 2 ? Stunden. Es ist jedoch auch möglich, dass die Kinder 1x pro Woche die Spielgruppe besuchen, wenn sie ein anderes Angebot im Vorschulbereich besuchen.

Charakteristika der Gruppe
Gemischte Alterskultur ab 3 Jahren.
Mischung von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache und als Erstsprache. Nach Möglichkeit ausgeglichenes Verhältnis zwischen Mädchen und Knaben.

Spielgruppenjahr
Wie Schuljahr, Spielgruppen-Anfang eine Woche später, insgesamt 34 Wochen.

Betreuungsschlüssel
Orientierung bieten die Vorgaben des Schweizerischen Spielgruppenleiterinnenverbandes (SSLV). Eine Gruppe wird von einer ausgebildeten Leiterin und einer zusätzlichen Assistentin betreut.

Spielgruppenleiterin
Die Leiterin einer Spielgruppe hat eine anerkannte Ausbildung zur Spielgruppenleiterin oder eine vergleichbare pädagogische Ausbildung abgeschlossen. Ihre Muttersprache ist Deutsch oder sie verfügt über sehr gute Deutschkenntnisse (Niveau CI) und hat die Weiterbildung zur Sprachförderung absolviert.

Assistentin
Die Assistentin unterstützt die Spielgruppenleiterin. Sie kann einen Teil der Kindergruppe selbständig anleiten, während die Spielgruppenleiterin die Sprachfördersequenzen durchführt.
Auch die Assistentin muss über gute Deutschkenntnisse verfügen ohne spezifisch Ausbildung. Denkbar sind dabei z. B. auch Praktikumsstellen für Jugendliche, Grossvater, Grossmutter. Die Leiterinnen suchen sich die Assistenzperson selbst.
Um eine verlässliche Beziehung aufzubauen ist ein Jahresvertrag anzustreben.

Qualität
Die Spielgruppenleiterinnen bilden sich regelmässig weiter. Durch Austausch, gegenseitige Hospitationen und Reflexion wird die Qualität laufend verbessert.

5. Eltern / Eltermmitwirkung

Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist ein wichtiges Element der Spielgruppenarbeit. Eltern sollen einbezogen werden und Verantwortung übernehmen können. Dadurch werden sie gestärkt.
Es finden individuelle Austauschgespräche statt, Besuche in der Spielgruppe sind willkommen. Es gibt Veranstaltungen zusammen mit den Eltern. Bei Bedarf werden Eltern auf Beratungsangebote und Fachstellen hingewiesen.
Im Frühling wird ein Schnuppertag angeboten, an dem die Spielgruppen vorgestellt und Fragen beantwortet werden.
Elterngespräche können auf Voranmeldung abgemacht werden. Bei Verständigungsproblemen können Schlüsselpersonen eingesetzt werden. Elternmitwirkung ist bei besonderen Anlässen erwünscht.